
Im Dezember 1924 meldet Josef Martin (1883–1955) den neu entwickelten „Rückschubrost“ beim Reichspatentamt an. Zu diesem Zeitpunkt blickt er auf 18 Jahre Berufserfahrung als Ingenieur und Erfinder zurück. Bereits 1919 hatte er unter seinem damaligen Arbeitgeber, der Vesuvio AG, ein Patent für den sogenannten Kaskadenrost angemeldet. Obwohl die Technologie ein Meilenstein in der Müllverbrennungsbranche ist, entspricht sie aber noch nicht vollständig den Vorstellungen des Perfektionisten Martin. Aufgrund fachlicher Differenzen entschied er sich 1924, die Vesuvio AG zu verlassen und seinen eigenen Weg zu gehen – mit Erfolg.
Der Rückschubrost zeichnet sich durch die entgegensetzte Bewegung des Rostes zur Bewegung des Brennmaterials aus; dadurch wird die gefährliche Schürarbeit von Hand überflüssig. 1925 gründet Josef Martin in seiner Privatwohnung in der Montsalvatstraße 3 in München die Josef Martin Feuerungsbau GmbH. Zahl der Beschäftigten: 2 Josef Martin und sein Bruder Johannes.



Josef Martin erfindet den Entschlacker. Schon ab 1932 gehört dieser direkt zur Standardausrüstung. In den 1930er-Jahren wird er als „das Feuerungs-WC‘“ beworben. Das Grundprinzip des Entschlackers hat sich bis heute erhalten und kommt in nahezu allen modernen Abfallverbrennungsanlagen, auch denjenigen der Mitbewerber, zur Anwendung.
Zeitgleich wird erstmals ein MARTIN Rückschub-Rost für die Verbrennung von unsortiertem Hausmüll in einer Abfallverbrennungsanlage in Romainville bei Paris eingesetzt – ein voller Erfolg!



Von der Zeit des Nationalsozialismus bleibt das Unternehmen MARTIN zunächst nur wenig berührt: Es kommt zu keinen Entlassungen und es gibt auch keine engere Verbindung zu den neuen Machthabern. Josef Martin wird nie NSDAP-Mitglied.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 werden die Folgen aber auch bei MARTIN spürbar. Arbeitskräftemangel – durch zahlreiche Einberufungen – und Rohstoffmangel erschweren die Produktion und Wartung. Als Bauteile nicht mehr mit dem erforderlichen Chromgehalt geliefert werden können, entwickelt Josef Martin kurzerhand eine neue Überwachungseinrichtung, um trotzdem die bestmögliche Haltbarkeit seiner Roste garantieren zu können. Dass MARTIN trotz aller Einschränkungen weiterhin Geschäfte machen kann, liegt an den Auftraggebern: Wie schon vor dem Krieg liefert MARTIN vor allem Roste für Kohlebergwerke – Bergwerke, die entscheidend für die NS-Rüstungsindustrie sind.
Am 30. April 1945 wird München von der US-Armee kampflos besetzt und die amerikanische Besatzungszeit beginnt. Das Wohn- und Geschäftshaus von Josef Martin ist durch den Luftkrieg zwar beschädigt, aber nicht zerstört worden. Bereits im Juni erhält MARTIN die offizielle Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeit – keine Selbstverständlichkeit in dieser unsicheren Zeit.

MARTIN erhält den Auftrag zum Bau von zwei Müllverbrennungsanlagen in São Paulo, Brasilien. Lag der Schwerpunkt bisher auf der Verbrennung von Kohle aus Bergwerken und Zechen, so wird nun der Fokus auf die Verbrennung von Abfällen gelegt. Erstmals tritt MARTIN auch als Generalunternehmer auf und liefert nicht nur den Rost, sondern die gesamte Anlage.

Der Gründer Josef Martin stirbt. Seine Söhne Dr. Johannes und Walter Martin übernehmen die Geschäftsführung.


Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem französischen Unternehmen CNIM wird vertraglich festgehalten: Der Auftakt für eine langjährige und vertrauensvolle Kooperation, die Vorbild für ähnliche Verträge ist, beispielsweise 1971 mit dem japanischen Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) oder 1983 dem US-amerikanischen Unternehmen Covanta.



Das neue Bürogebäude in der Leopoldstraße wird bezogen und ist bis heute der Hauptsitz des Unternehmens. Heute arbeiten dort ca. 280 Mitarbeitende.

Bei einem Unfall in der italienischen Chemiefabrik Seveso treten große Mengen Dioxin aus – zu einer Zeit, in der sich ein neues Bewusstsein für den Umweltschutz und die Gefahren solcher Gifte entwickelt. Dadurch rückt auch die Entsorgungsbranche stärker in den öffentlichen Fokus.
Die öffentliche Meinung besonders zu Müllverbrennungsanlagen ist dabei zwiegespalten: Einerseits besteht die Sorge vor dem Ausstoß von Schad- und Giftstoffen. Gleichzeitig sind die Anlagen eine wichtige Alternative zu Deponien und als technisch geschlossene Systeme auch gut kontrollierbar. Zudem gelten nun immer strengere Richtlinien hinsichtlich Entsorgung und Abgasreinigung. MARTIN entwickelt dafür fortlaufend neue Technologien – die Grundlage für heutige, hochmoderne Anlagen.

In der Schweiz wird die MARTIN AG für Umwelt- und Energietechnik (MAG), als Aktiengesellschaft, als Serviceunternehmen für den Schweizer Markt gegründet. Weitere Tochterunternehmen sollen folgen.

Aus der Josef Martin Feuerungsbau GmbH geht die MARTIN GmbH für Umwelt- und Energietechnik hervor. Etwa zur gleichen Zeit entsteht die erste Fassung des MARTIN-Comics, der die Müllverbrennung für Laien verständlich erklärt – und sich im Laufe der Zeit zu einem eigenen Markenzeichen entwickelt.


Mit dem Müllheizkraftwerk in Bazenheid geht die 100. MARTIN-Anlage in Betrieb. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 189 Linien mit einem Gesamtdurchsatz von fast 50.000 t/d in 16 Ländern auf 4 Kontinenten geliefert.


Der seit 1983 im Unternehmen tätige Johannes Martin wird 1991 zum Geschäftsführer ernannt. Bis dahin durchläuft er verschiedenste Abteilungen im Unternehmen und baut unter anderem die Abteilung Forschung und Entwicklung mit auf. Bis zum Tod seines Onkels Walter Martin im Jahr 2002 leiten so die zweite und dritte Generation gemeinsam die Geschicke des Unternehmens.

Die Abfallmengen nehmen stetig zu und die sich ständig ändernde Zusammensetzung erfordert eine Weiterentwicklung der Technologie, von Softwareentwicklungen wie MICC (Martin Infrared Combustion Control) bis hin zur Weiterentwicklung unserer Rostsysteme.

MARTIN erhält einen Auftrag für die Lieferung von 6 Linien in Singapur-Tuas-Süd. Die Anlage, die mit dem MARTIN Rückschub-Rost ausgestattet ist, ist nach ihrer Fertigstellung und Inbetriebnahme 2000 die zu diesem Zeitpunkt größte Müllverbrennungsanlage der Welt.
MARTIN übernimmt den Bereich Abfallverbrennung der Firma ALSTOM und integriert die Rostsysteme Horizontal-Rost (Patent W+E) und SITY 2000 in sein Technologieportfolio.


Vorstellung des MARTIN Rückschub-Rost Vario auf der IFAT. Die neue Rosttechnologie bietet mit drei, getrennt voneinander regelbaren Antriebszonen die optimale Anpassung an wechselnde Abfallqualitäten.

MARTIN erweitert seine Referenzen auf den 5. Kontinent. Der Lizenznehmer Sanfeng Covanta baut erstmals eine Anlage in Afrika, in Äthiopien.



Johannes Martin geht in den Ruhestand und übergibt den Staffelstab an seine Kinder. Die 4. Generation der Familie, Ulrich Martin und Valerie Degenhardt durchliefen vorher einige Stationen im Unternehmen.

Der Campus Leopold entsteht und wird 2021 mit dem DGNB-Zertifikat in Gold und Diamant ausgezeichnet. Der erste Business Garden Münchens bietet aktuell Unternehmen hochmoderne Mieteinheiten und dient als Standortsicherung für die Zukunft.

MARTIN ist Ausbildungsbetrieb. Die ersten zwei Azubis starten im Bereich IT und machen die Ausbildung zum Fachinformatiker.

Die MARTIN-Familie ist gewachsen und zu ihr gehören mittlerweile zahlreiche internationale Tochterunternehmen. Was alle eint, ist die thermische Abfallverwertung. Von der Anlagentechnik über Komponenten bis hin zu Serviceleistungen deckt die Gruppe den gesamten verfahrenstechnischen Prozess einer WTE-Anlage ab: Chute to Stack.
Lokale Niederlassungen stehen den Kunden weltweit als Servicepartner zur Verfügung.

Mit MARTIN.digital launched das Unternehmen einen neuen Produktbereich, welcher ab sofort das Portfolio um digitale Lösungen erweitert.
Als erstes Produkt präsentiert MARTIN die innovative, digitale Lösung zur Optimierung der thermischen Abfallverwertung: die Müllstromanalyse (MSA). Dieses KI-gestützte System verbessert die Effizienz und Betriebssicherheit von Abfallverbrennungsanlagen durch eine präzise Überwachung des Abfallvolumenstroms beim Eintritt in das Feuerungssystem.

Vorstellung des neuen Rostes MARTIN.grate
- Erleichterter Zugang zu hydraulischen Antrieben und einfache Wartung während des Betriebs
- Drei unabhängige Antriebszonen sowie variable Rostgeschwindigkeit für jede Rostzone
- Optimierte Bauhöhe
- Bewährtes MARTIN-Rückschubprinzip für besten Ausbrand und Wirkungsgrad
- Verbesserte Primärluftzufuhr
Kompakt | Robust | Zuverlässig | Modular | Höchste Verfügbarkeit | Anpassbar an jedes Kesselkonzept | Breites Abfall- und Heizwertspektrum

MARTIN feiert 100. Geburtstag und wird auch in Zukunft zusammen mit circa 280 Mitarbeitenden in München und über 800 Mitarbeitenden in der MARTIN Gruppe seine Werte nach innen und nach außen leben.
Wir sind der bevorzugte Technologiepartner in der thermischen Reststoffverwertung.
Auf Basis 100-jähriger Erfahrung entwickeln wir führende Technologien und wenden diese global an. Wir betrachten den kompletten verfahrenstechnischen Prozess und liefern die dazugehörigen Anlagen. Dabei begleiten wir unsere Kunden über den Lebenszyklus der Anlage hinweg.
Für eine saubere Welt ohne Deponien.
